Gisela Steineckert
Schriftstellerin und Textautorin schreibt über Heide Mundo:
„Die Mundo ist eine Dunkle aus dem lichten Norden. Stille und Verschlossenheit sind das ihre nicht. Sie würde nicht ins große Tuch gehüllt am Kai Kehrwieder steh’n und duldsam warten. Wahrscheinlich würde sie IHM immer schon ein Stück übers Wasser entgegen geh’n und vermutlich nicht oder erst auf Zuruf bemerken, dass Wasser keine Balken hat. Für sie hat es, und es fragt sich, ob sie damit nicht für Augenblicke Recht hat.
Eine unbedingte Person, die ein Ausdrucksmittel brauchte, um ihre Menge an Eindrücken über die Welt, das Meer, die Lust und das Leiden daran, aus sich herauszuholen. Wenn sie singt, versteh ich sie am besten. Da weiten sich die Grenzen, die das Leben setzt. Mit ihrer Stimme kann sie locken, lachen klagen- und fragen. Obwohl vom Leben gestreift, und manches ist ihr auch in die Haut gedrückt, hat sie etwas, das wird immer jung und erwartungsvoll bleiben. Eine Abgeklärte, die anderen ruhig das Wesen der Dinge auseinandersetzt, wird sie nie sein. Sondern immer eine Suchende, leicht zu ermutigende Person, die selbst Niederlagen durch Kochen einer Gemüsesuppe oder Gerenne mit dem Hund wegarbeitet, bis sich die neue Möglichkeit abzeichnet.
Sie gefällt mir und ich mag sie, weil wir in unseren kalten Jahreszeiten, die meist durchs ganze Jahr gehen, solche wärmende Person brauchen, die selbstbewusster wirkt, als ihre Schüchternheit abdeckt. Auf diese Art Schüchternheit setze ich. Sie besteht aus Zweifeln an der eigenen Fähigkeit und Vollkommenheit, Zweifel, die jeder Idiot im Vorbeigehen bestärken kann.
Ich denke, ihre Zeit ist jetzt. Solche Weibspersonen brauchen eine gewisse Reife für eine schöne Arbeit: dem Publikum das Gefühl zu geben, dass Leben eigentlich eine wunderbare Sache ist, abgesehen von … und das kann sie auch ausdrücken, gestalten, singen. Sie wirkt unglaublich sinnig und unzickig.
In diesen schwierigen Zeiten freuen sich die Leute immer, wenn einer Kraft anbietet statt Schwäche und Überforderung. Sie hat das in der Stimme, ohne Übertreibung und Beschönigung, das Leben zu wollen und weiterzugeben, was sie davon hält.
Eine Dunkle aus dem Norden, die man darauf nicht festlegen darf. Dazu ist sie zu intelligent, nur das Meer und seine Gezeiten besingen zu wollen. Das Meer als Symbol schon, aber nicht sie als Deern. Das ist sie nicht. Sie hat und ist Persönlichkeit. Dass sie vom Landstrich ein bisschen das Spökenkiegrige mitgekriegt hat, ist Mittel, das benutzt werden kann. Sie ist im guten Sinne von eigener Art und hoher Musikalität, ohne die alles andere auch schön wäre, aber nicht gerade zum Singen tauglich. Eine schöne Frau mit allem, was man für eine Bühne braucht. So sehe ich sie.“
Gisela Steineckert